Strahlendes Wetter und strahlende Gesichter am Bahnhof in Le Sentier. Da alle eine recht lange Anreise mit Zug oder Auto hatten, verlieren wir nicht mehr viel Zeit und nach einer kurzen Begrüssung machen wir uns auf den Weg. Vorerst noch ohne Schneeschuhe geht’s auf dem schnellsten Weg aus dem Dörfchen hinaus. Nach 150 Höhenmetern schnallen wir uns die Schneeschuhe an und erreichen nach kurzer Wald-Strecke eine Anhöhe, wo wir eine erste Trockenmauer begutachten. Diese im Jura sehr häufig anzutreffenden Mauern werden uns immer wieder begleiten auf der heutigen Tour. Bei den „Les 4 Puits“ (Die 4 Brunnnen) erfahren wir interessante Dinge über den „Parc Jura Vaudois“ und was es mit diesen Brunnnen auf sich hat. Gemächlich bergan steigend geniessen wir ausser dem Knirschen des Schnee’s die absolute Ruhe. Wieviel Schnee es hat, merken wir kurz vor dem „Chalet de Yens“. Zwei Freiwillige graben mit den Lawinenschaufeln ein tiefes Loch. Unterdessen testen wir, wie ein LVS (Lawinenverschütteten-Suchgerät) funktioniert und üben uns in einem kurzen Crash-Kurs im Sondieren mit der Sondierstange. 1.5m Schnee hat’s hier. Im tiefen Schneegraben können wir verschiedene Schneeschichten erkennen und erfahren etwas über die verschiedenen Schneekristalle, die Schneebeschaffenheit und wie es zu Lawinen kommen kann. Den tief verbuddelten Rucksack vom Wanderleiter finden wir mit Hilfe des LVS zum Glück wieder, das kostbare „Biiseabwehr-Trünkli“ ist also gerettet:-)
Nun folgt noch der Gipfelaufstieg und trotz eher geringer Höhe (ca. 1’600müM) hat man das Gefühl, einen 4’000er zu besteigen. Die Flanke des Gipfels ist hart gefrohren und die Biise fegt die Grate fast Schneefrei. Urplötzlich zeigt sich ein Panorama, dass uns alle in tiefes Staunen versetzt. Unzählige Berner, Walliser und Französische Alpengipfel sind zu sehen. Ein Panorama wie im Bilderbuch. Wir treffen zwei Gruppen mit angehenden Wanderleitern an, welche hier einen Winterkurs absolvieren und ebenso fasziniert sind vom Panorama.
Auf dem Gipfelziel , dem „Mont Tendre“, angekommen geniessen wir einfach die Aussicht auf Mont Blanc und Co., schiessen Foto’s und begeben uns dann zum Mittagessen etwas windgeschützt an die Südostseite des Gipfels. An Hand der z.T. riesigen Rucksäcke wird es vermutlich ein kulinarisch hochstehendes Picknick geben. Dem ist auch so:-). Vorspeise, Hauptgang, Dessert und „Verrisserli“, an alles wurde gedacht. Das „Biiseabwehreli“ in Form von heissem Hugo wärmt dazu die Seele von innen.
Nach dem „Bergblick-Jödeli“ heisst es dann Packen und Rückmarsch antreten. Nur schweren Herzens verlassen wir das einmalige Panorama. Teils Querfeldein stapfen wir durch Lappländisch anmutende Winterlandschaften. An einer markanten Trockenmauer erfahren wir, wie diese früher in enorm anstrengneder Handarbeit gabaut wurden und was heute noch für Lebewesen darin Unterschlupf finden. Um selber zu spüren, wie mühsam dieser Bau der Mauern im hügeligen Waldgelände gewesen sein muss, folgen wir einer Mauer in stetigem Auf und Ab.
Bei „Les Esserts“ bietet sich uns nochmals die Gelegenheit zu einer Pause mit toller Aussicht auf den „Lac de Joux“, ehe wir uns dann zum Schlussabenteuer, dem Abstieg oder besser gesagt „Abrutsch“ auf dem Skilift-Trasse, aufmachen.
Fast alle (inkl. Wanderleiter)ziehen die rasante Variante, nämlich auf dem Hintern den Hang hinab zu rutschen, der klassischen Bergabwander-Variante vor. Dies aber nicht immer ganz freiwillig und nicht nur auf dem Hintern…. So sollte dies „Materialmässige“ Folgen haben. Nach der Verabschiedung am Bahnhof bemerkt nämlich der Wanderleiter, dass er den Fotoaparat bei dieser „Schlittelpartie“ wohl verloren hat. Die Gruppe entscheidet spontan, einen Zug später zu fahren. So kann ein „Suchtrupp“ den Apparat suchen und der Rest sich dem obligaten Schlusstrunk im Retsuarant widmen. Fast unglaublich aber wahr, der Fotoaparat wird gefunden und so reicht es sogar für den Suchtrupp noch, mit allen auf die tolle Tour anzustossen. So wurde es halt etwas spät und im Zug war dann bei einigen die Müdigkeit des langen Tages zu spüren. Das fantastische Wetter, der tolle Schnee und das super Panorama war es aber alleweil wert.
Danke Tuuusig, dass ihr so flexibel wart mit der Heimreise, so konnte ich die schönen Bilder retten und nachfolgend könnt ihr diese geniessen.
Di Brüeder
Unten links ist ein sehr schönes Foto jedoch haben wir ihn, den Mond in dieser Nacht nie gesehen Gruess Franz